23,00 EUR
Mein drittes Buch ist im April 2016 bei Der Kleine Buch Verlag Karlsruhe erschienen.
Dieses Buch ist ein sehr persönliches Zeugnis von Liebe und Wertschätzung
des traditionellen Afrika – heute.
Die autobiografischen Texte spiegeln außergewöhnlichen Wage Mut,
ein Jonglieren zwischen Tod und Leben, im Spannungs-Feld von Glück und Leid.
Die Erlebnis Qualität, die Extreme an sich heran lässt,
sich Enttäuschungen und Schmerzen stellt, kein Risiko scheut,
Erschütterungen und Auferstehungen durchlebt, übt eine faszinierende Kraft aus,
die die Leserin, den Leser unmittelbar in das Geschehen mit ein bezieht.
Lyrik wirkt neben den Erzählungen als gelungene Ver-Dichtung.
Geschichten, Lieder und poetische Hymnen sind dem Leben in den Dörfern,
den Groß-Familien und der eigenen afrikanischen Familie Mame Sey Nabous
gewidmet. Die Themen sind breit gefächert;
Episoden aus dem Alltag, Weisheit, Humor, Spiritualität, Ur-Vertrauen, Zuversicht,
Lebens-Freude, Gemeinschaft, sozialer Reichtum, Handel und Handels-Beziehungen,
Liebe und Liebes-Affären, das Vergessen der Wurzeln und Herkunft,
die Beschneidung der Frauen, Irritation, Ausbeutung, Korruption,
Bettler, religiöse Bettel-Kinder und Straßen-Kinder,
Generationen-Folge, Seelen-Wanderung, Ahnen, Kinder und Kindes-Kinder.
Im Älter-Werden liebt die Autorin es zunehmend, die ihren Eltern, Ahnen, Kindern,
Schwieger-Söhnen und Enkeln gewidmeten Texte zu rezitieren, zu tönen und zu singen.
Da die Medien ausführlich von Schrecken und Nöten Afrikas berichten,
benennt Mame Sey Nabou die Wunden und Narben in einem von sechs Kapiteln.
Sie bezieht sich dabei stets auf Erlebtes, auf direkte Konfrontation und Betroffenheit.
Ihre Liebe zu Afrika hielt härtesten Prüfungen stand.
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Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
Issas Lied
Issas Lied
Gleich nach der Wende, dem Mauer Fall,
der Einheit Deutschlands,
fuhr ich nach Lübeck, Kiel und Hamburg.
Überall in den Cafés, Naturkostläden und Kulturhäusern sprangen mir Issas Flyer ins Auge,
„Afrikanisches Trommeln, Singen und Tanzen“.
Und dann sah ich ihn bei seinem Konzert.
Er trommelte, sang und tanzte.
Eins seiner Lieder hatte sich in meinen Ohren
und in meinem Herzen eingenistet.
Ich sang es bei Tag und bei Nacht.
Es stimmte mich froh.
Ich fühlte mich in eine andere Welt mit hinein genommen.
Ich fühlte mich glücklich.
Ich verlor mich in diesem Lied.
Ich wurde mich selbst und alle Schwere los.
Damals ahnte ich nicht,
dass ich mit über vierzig Jahren
noch einmal ein Kind empfangen
und gebären würde, ein Mädchen,
das den Namen ihrer Ur Groß Mutter tragen sollte.
Oh Fatou Yo, wie hast du mich von Anfang an
so überaus glücklich gemacht.
×
Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
die Welt der Frauen
die Welt der Frauen
potenzierte Weiblichkeit
unter Frauen
Geschrei Gelächter
Rhythmus vom Stampfen der Mörser
Feuer Qualm Hitze und Wind
Gewänder wehen
Flammen züngeln
Kalebassen Krüge und Töpfe
getragen gehalten gerührt
mit Schwung Eleganz Grazie
reges Treiben
von Früh bis Spät
Handel Wandel Verhandlung
Durch Setzungs Vermögen
auch Streit
erhitzte Körper agieren
Arbeit Gesang Tanz
vermischt sich
Babys hinten und vorn
Klein Kinder Nachbarn
Kommen und Gehen
wirbelnde Luft
würziger Duft
anzügliche Späße
Berührung von Haut
Frauen unter sich
ohne Tabu
ich bebe
vor Auf Regung
da mitten drin
genieße das Runde
das Schwarze der Haut
glänzend von Schweiß
das Spiel der Muskeln
Sehnen und Bänder
bade mich
im An Blick der Frauen
bade mich
in Weiblichkeit
WeiblICHkeit
bade mich
selbst verständlich
bade mich
in Natur
bade mich in
Urmütterlichkeit
Ur Mütter lICHkeit
×
Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
alles tanzt
alles tanzt
Alles tanzt
Mensch Tier und Baum
es ist alles da
Essen Trinken Über Fluss Glück
rundum leuchten
strahlende Augen
dringt wohliges Glucksen
aus lachenden Mündern
Trommeln
sind Sprach Rohr des Herz Schlags
von flinken Händen gerührt
alles tanzt
Mensch Tier und Baum
Sonnen Strahlen küssen
saugen gierig den Schweiß
die Perlen Tropfen der Körper
straffe Haut
um starke Muskeln gespannt
dehnt biegt und bäumt sich in Kraft
Füße entspringen der Erde
wirbeln heißen Sand in die Luft
alles tanzt
Mensch Tier und Baum
der Himmel
flackert und glüht
die Luft
flimmert und kocht
die Erde
dreht sich und bebt
alles lebt
alles webt
alles schwebt
alles tanzt
Mensch Tier und Baum
×
Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
Mütter Väter Schwestern Brüder
Mütter Väter Schwestern Brüder
Schon in der ersten Woche
nach meiner Ankunft im Senegal
lernte ich meinen zukünftigen Mann kennen.
Er war mein guide.
Er führte mich in das afrikanische Leben hinein.
Er nahm mich mit zu seiner Groß Mutter,
bei der er aufgewachsen war.
Er stellte mich seinen Freunden vor.
Er brachte mich zu seiner Familie.
Zuerst fuhren wir in ein kleines Dorf.
Dort gingen wir in ein Haus.
Eine Frau begrüßte uns freundlich und er sagte: „Das ist meine Mutter.“
Ich sah mir die Frau genau an.
Sie war es. Seine Mutter.
Auch Haus und Hof betrachtete ich ganz genau.
Jede Ecke war bedeutungs voll.
Hier lebte sie also und so sah sie aus. Seine Mutter.
Ein paar Tage später fuhren wir
an einen anderen Ort, in eine Stadt.
Kamen in ein Viertel und gingen in ein Haus.
Wir begrüßten alle Leute
und wurden herzlich empfangen.
Und dann erschien eine Frau, da sagte er:
„Das ist meine Mutter.“
Ich schaute ihn an. Ich schaute sie an.
Und fragte mich selbst,
ob ich mich nicht verhört hatte
und war mir nicht mehr sicher,
meinen Ohren zu trauen.
Ich ließ es beim Denken und Irritiert Sein
und sagte nichts.
Dann schaute ich die Frau ganz ganau an.
Sie war es. Sie war seine Mutter.
Auch Haus und Hof und alle, die hier wohnten,
betrachtete ich mit tief ergründen wollenden Augen.
Kurz darauf fuhren wir in ein anderes Dorf
und betraten ein Gehöft.
Da waren viele Frauen, Männer und Kinder.
Und bei einer dieser Frauen hörte ich ihn nochmals sagen: „Das ist meine Mutter.“
Wie kann das sein? Was hat das zu bedeuten?
Was sollte ich damit anfangen?
Ein Mann, der drei unterschiedliche Frauen an drei verschiedenen Orten „seine Mutter“ nennt.
Ich verstand es nicht.
Denn bei uns hat jeder nur eine Mutter.
Und überall, wo wir hin kamen,
wimmelte es von Schwestern und Brüdern.
Auch Väter tauchten hier und dort auf.
Zunächst war es mir ein Rätsel.
In der Fremde kommt Akzeptieren
vor dem Verstehen.
Die Ferne zog mich an, weil das Leben dort
so anders ist, als ich es kenne.
Und wenn mich gerade „dieses Andere“
an den Rand der Verzweiflung brachte,
musste ich erst einmal akzeptieren lernen,
bevor ich verstand.
So gelang ich aus dem Tunnel der Bedrängnis
und Enge und trat in ein neues, weites Land
in endlos schimmernden Farben.
Ich sah Mütter, Väter, Geschwister,
Groß Familien, Nachbarn.
Ein Leben in Gemeinschaft.
Als ich zu begreifen begann,
dass sich die Freuden und Pflichten einer Mutter
auf mehrere Frauen verteilen,
erschrak ich,
als ich den Blick von Afrika aus auf Europa richtete
und die vielen, vielen allein erziehenden Mütter sah.
Ich war eine von ihnen.
Allein gelassen, überfordert,
meinen Aufgaben nicht immer gewachsen
und obendrein mit Schuld Gefühlen beladen.
Ungeheuerlich. Ja, grausam für Mütter und Kinder
erschien mir nun der All Tag meiner bisher vertrauten Zivilisation.
Wie reich sind die Kinder in Afrika.
Sie haben überall Schwestern, Brüder, Väter und Mütter.
×
Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
du warst mein Mann, mein Gliebter
du warst mein Mann
du warst mein Mann
mein Geliebter
Ablaye Niang
Vater meiner jüngsten Tochter
ich habe deine Spur verfolgt
sie führte mich vom Leben in den Tod
ich habe deine Spur verfolgt
sie führte mich durch den Tod hindurch ins Leben
ich habe deine Spur verfolgt
sie führte mich von der Liebe in die Liebe
ich habe deine Spur verfolgt
sie führte mich zu unserem Kind
Fatima
unser Kind
hat aus zwei Welten eins gemacht
hat Schwarz und Weiß in sich verwoben
unser Kind
verbindet Tod und Leben
hat Zeit und Ewigkeit in sich vereint
unser Kind
es fragt nach dem was war
und lebt für das was ist und sein wird
unser Kind
verfolgt verlängert unsre Spur
um seinen eignen Weg zu finden
möge die große Göttin
sie behüten und begleiten
auf all ihren Wegen
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Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
In Dakar
In Dakar
Ich bin in der Haupt Stadt Dakar und gehe
durch eine Straße voller Banken, Reise Büros, Restaurants und Geschäften.
Ein junger, stattlicher, gut aussehender Mann
bettelt mich an für sein Dara,
für sein spirituelles Zentrum, seine religiöse Schule,
für seinen Meister. Sie nennen ihn Marabou.
Ich gehe vorbei.
Es sind viele, die betteln.
Allen kann ich nichts geben.
Auf dem Rück Weg begegnen wir uns nochmal.
Er spricht mich an nach meiner Gabe
und hält mir seine Bettel Schale
direkt unter die Nase.
Ich rede mit ihm:
"Du bist jung, stark und kräftig.
Arbeite doch, statt zu betteln."
Er schaut mich an.
Er schaut mich wachen Auges durch dringlich an.
Und fragt mich nach meinem Beruf.
"Ich tanze und singe." Sag ich.
Da lacht er und das Weiße seiner Augen und Zähne blinkt in der Sonne.
"Du tanzt und singst, und sagst mir,
ich soll arbeiten???!!!"
Da hab ich mit ihm gelacht.
Und dann hat er doch noch alles bekommen,
was er von mir wollte.
×
Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
immer wenn
immer wenn
immer wenn
ich mit meinem Latein am Ende war
verging mir Hören und Sehen
immer wenn
ich mit meinem Latein am Ende war
konnte ES sich drehen
immer wenn
ich mit meinem Latein am Ende war
tat sich mir eine Welt auf
immer wenn
ich mit meinem Latein am Ende war
lernte ich Wolof Serer Poel oder Shona
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Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
strong man
strong man
and now people
I d like to tell you
something
about my friend
he s a very good friend
he s a very strong man
that s what
he can
he is moving
big stones
with soft kisses
he s a fantastic man
he s a very magic man
he s a powerful man
cause that s what
he can
he is moving
big stones
with soft kisses
since I ve
met him
life has changed
now my lips
are singing
my soul
is swinging
cause
he is the door
I didn t know before
sweet songs
and
soft kisses
are moving
big stones
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Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
wer hat das erlaubt
wer hat das erlaubt
welches Recht haben diese
jenen ihr Recht zu entziehen
auf der einen Seite
Geranien blühen
an Fenstern und Balkonen
auf der anderen Seite
gibt es keine Gründe
sich zu schonen
anstatt leben wohnen
heißt es vegetieren
hungern
dursten und krepieren
gegen alle
alles
und sich selbst
agieren
Schmutz und Dreck
sich in die Poren schmieren
im Müll und Abfall zu vibrieren
den eignen Untergang kreieren
oh mein Gott
wer hat das erlaubt
ich hätte gern an etwas
Schützendes
geglaubt
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Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
eine von dir
eine von dir
ich wollte Deine sein
Afrika
du hast mich ver schluckt
und wieder aus ge spuckt
du hast mich tausend mal getötet
mich zer rissen mich zer brochen
auf allen Vieren bin ich über deine
schwarze heiße Erde hin ge krochen
du hast mir den letzten Stroh Halm ab ge knickt
und mich in den unfassbaren Schlund ge schickt
hast mich fallen lassen ohne Halt
hast Tod Schmerz Verzweiflung und Gewalt
auf meine Glieder ausgesetzt
und mich in den Sturm gehetzt
mein Sohn von deinem Sohn gezeugt und umgebracht
Qualen Ohnmacht Schreie in der Nacht
Misshandlung Körper Verletzung Mord
trieben meine Seele fort
die Hütten waren ab ge brannt
der Hüter war davon gerannt
Kinder Banditen haben mich
an deinem Strand be raubt
bis ich nicht mehr an dich ge glaubt
ich wollte dich nie wieder sehn
wie konnte das mit mir geschehn
du die härteste der Schulen
deine Lektionen hauen hin und prägen ein
und ich
ich wollte
musste unbedingt
eine von deinen Schülerinnen sein
und ich
ich wollte
musste unbedingt
eine von dir sein
und ich
ich wollte
musste unbedingt
die Deine sein
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Leseprobe zu Schwingen der Sehnsucht nach Afrika
Ambuyas Be Erdigung
Ambuyas Be Erdigung
Trauer Gäste
weit gereist
von überall her
die ganze riesen große Familie
fand sich zusammen
die letzte Ehre
der Ahnin
war über wältigend
die Zeremonie
das Begräbnis
im Hof
neben der Küchen Hütte
neben der bergenden Erde Sekurus
des Groß Vatres
einfach und schlicht
Ambuya
war zwei und neunzig
vorsichtigen Schätzungen zu Folge
Ambuya
die Groß Mutter
hatte acht Kinder
fünf und dreißig Enkel
vier und fünfzig Ur Enkel
und sechs Ur Ur Enkel
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